
Schon 27 Kilometer auf den Füßen
Und kein Bett für uns. Also weiterlaufen bis Beaujeu. Weitere 8-9 Kilometer? 19 Uhr ist es schon, und es fängt an zu regnen! Wir stapfen weiter, geben der Teerstraße den Vorzug. In der Ferne hört man es auch schon donnern. Wie eine Fatamorgana erscheint hinter der nächsten Kurve ein Schild: «Auberge». Vielleicht ist es eine Unterkunft?
In unserem Pilgerführer findet sich kein Eintrag. An diesem Ort gibt es keine Unterkunft. Das Schild ist schon etwas verblichen. Wir fragen trotzdem. Im Innenhof steht die Haustüre offen. Zwei Männer sitzen an einem großen Tisch und unterhalten sich. Wir fragen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Alain erklärt, dass es sich bei dem Haus um eine Gastwirtschaft gehandelt habe, diese aber bereits seit zwei Jahren geschlossen sei. Er läd uns ein. Wir können in seinem Haus übernachten. Er könne dann auch wieder einmal „Deutsch“ sprechen. Alain ist Tischler. Er arbeitet an einer Berufsschule und unterrichtet dort u.a. auch das Fach «Englisch». Sprachen sind seine Passion. Er lernt ausserdem auch «Russisch» und «Deutsch». Wir verbringen einen sehr schönen Abend und unterhalten uns in einem Mix aus Deutsch, Englisch und Französisch. Bei Russisch müssen wir leider passen.
Alain führt uns durch Garten und Haus. Das Haus hat Geschichte. Zur Zeit der Römer stand an der Stelle des Hauses bereits eine Auberge. Es lag direkt an einem Römerweg. Später, im 14. Jahrhundert wurde an derselben Stelle ein Kloster errichtet. Das jetzige Haus ist im 19. Jahrhundert erbaut worden. Grundmauern und ein Teil des Mauerwerks hat die Zeit offensichtlich überdauert.
Wir sprechen über Ziele

Christa fragt ihn, ob die Renovierung des Hauses ein Ziel für ihn sei. Alain lehnt sich zurück. Verneint. Er sagt: «Ich bin nur ein Gast in diesem Haus.» Natürlich könne er die Fenster erneuern oder das Dach dämmen, aber das Haus stehe schon sehr lange und würde ihn überdauern. Ein sehr interessanter Gedanke, der eine tiefe Achtung gegenüber dem alten Gemäuer – und der Geschichte zollt.

Ausgeruht und mit neuen Gedanken brechen wir am nächsten Morgen auf. Alain begleitet uns die ersten Kilometer, zeigt uns einen sehr schönen Wanderweg durch die Berge nach Beaujeu.
Alain. Vielen Dank.
Wenn Du Lust hast, wir freuen uns auf Deinen Kommentar. Und wir freuen uns auf Deinen Besuch bei uns in Deutschland. Sobald wir dort wieder ein eigenes zuhause haben.
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